Die drei größten Gefahren in der PR

Es gibt eine Menge Fehler, die man in der PR machen kann, im Großen und im Detail. Aber drei Dinge sind meiner Ansicht nach am gefährlichsten. Diese sind Unwissen, Gier und Eitelkeit. Warum sie den größten Schaden anrichten:

1. Unwissen

Das ist von den dreien am offensichtlichsten. Aber nicht jedem ist bewusst, wie er oder sie mit mangelnden Kenntnissen und unzureichender Vorbereitung der Reputation seines Unternehmens solide und dauerhaft schadet. Häufige Auswirkungen von Unwissen in der PR:

  • Menschen starten Kampagnen, ohne die grundlegenden Regeln zu kennen.
  • Sie nehmen Kontakt zu Redaktionen auf und wissen nicht, was Journalisten brauchen und wie man mit ihnen umgeht. Dass man keine „Artikel in die Zeitung setzt“ (es sei denn, man ist selbst der verantwortliche Redakteur).
  • Sie kennen nicht den Unterschied zwischen einem Werbetext und einer Pressemitteilung.
  • Sie verwechseln Netzwerken mit Akquisition und verprellen auf diese Weise wertvolle Kontakte.
  • Sie schreiben Texte ohne zu wissen, wie und warum professionelle Texte funktionieren.

2. Gier

Wenn die Eurozeichen in den Augen des Gegenüber blinken, vergessen viele Unternehmer und ebenso etliche PR-Leute jegliche Vernunft. Dann kann beispielsweise folgendes passieren:

  • Unternehmen starten richtig teure virale Kampagnen. Sie verbreiten aufwändig produzierte Imagefilmchen, die dann aber der Gegenseite die Gelegenheit zu vernichtenden Enthüllungen, Parodien oder Bearbeitungen geben. So dass sich das Ganze zwar viral verbreitet, aber ins genaue Gegenteil umschlägt.
  • Pressekonferenzen werden für Nichtigkeiten einberufen, wo es sinnvoll und integer gewesen wäre, von der ganzen Aktion abzuraten. Gute Pressekontakte werden so auf Dauer verbrannt.
  • Medien, Printprodukte und Websites werden mit einem Vielfachen der Kosten produziert, die erforderlich gewesen wären. Hochglanzbroschüren mutieren in kürzester Zeit zu teurem Altpapier. Zweifelhafte Technologien machen eine Website unbrauchbar und veraltet, ehe Sie überhaupt richtig eingeführt ist.

3. Eitelkeit

Bei manchen Menschen in Führungspositionen ist nichts einfacher, als ihnen zu versichern, wie gut sie sich an exponierter Stelle machen. Wie großartig man sie herausbringen wird. Dass ihr Unternehmen der Erfolg des Jahrhunderts ist. Manche muss man nicht einmal überzeugen – sie kommen schon ganz von selbst auf diese Idee. Sie brauchen keine Bestärkung, sondern jemanden, der sie behutsam auf den Boden zurückbringt. Folgende Fehler geschehen häufig aus Eitelkeit:

  • Jemand verbreitet vorschnell Informationen, die nicht korrekt oder nicht ausreichend geprüft sind. Weil er der Verlockung nicht widerstehen konnte, Aufmerksamkeit zu bekommen. Damit kann er einer Sache, einer Organisation, einer Ermittlung, einer Partei oder einem Unternehmen nachhaltig schaden.
  • Menschen stellen sich selbst in den Mittelpunkt und vergessen, dass es nicht um sie allein geht. Dass sie ihre Aufgabe eigentlich übernommen haben, um sich in den Dienst einer Sache zu stellen.
  • Ungeschickte und unbeholfene Selbstdarstellungen schaden dem Image eines Unternehmens oder einer Organisation.
  • Situationen werden völlig falsch eingeschätzt, gerne auch im Zusammenhang mit Pressearbeit. Dann turteln Politiker am Pool oder posieren in Lack. Oder gehen schlecht vorbereitet in Interviews oder Talkrunden grandios unter.
  • Menschen machen sich in Social Media gründlich lächerlich – und sind selbst die einzigen, die es nicht merken.
  • Sämtliche sachlichen und sinnvollen Erwägungen werden über Bord geworfen, wenn Ruhm und Ehre locken.

Daher ist es die Aufgabe von verantwortungsbewussten Beratern und PR-Agenturen, die Anzeichen dieser drei Untugenden frühzeitig zu erkennen. Ihnen nicht nachzugeben, sondern verantwortungsbewusste, integre PR zu machen, die dem Kunden, der Sache und der Gemeinschaft nutzt.

Dr. Kerstin Hoffmann
3 Kommentare
  1. Axel Kopp sagte:

    Hallo Kerstin,
    ich hatte diesen Post von dir noch im Hinterkopf, aber mich eben erst gefragt, ob eine große Gefahr (speziell im Online-Marketing) nicht auch Ungeduld ist. Öffentlichkeitsarbeit braucht bekanntlich Zeit, aber irgendwie kommt es mir so vor, dass viele erwarten, dass sich im Internet schon kurze Zeit nach den ersten Maßnahmen (z.B. Bloggen, Twittern) ein messbarer Erfolg einstellt. Wie gesagt, das ist nur ein Gefühl, deshalb würde mich umso mehr deine Einschätzung interessieren.
    Gruß
    Axel

  2. Kerstin Hoffmann sagte:

    Hallo Axel!

    Das stimmt. Es gibt noch eine Menge anderer Fehler, die man machen kann; vielleicht sind sie nicht alle unter den oben genannten Gefahren zusammenzufassen. Aber speziell Ungeduld würde ich als einen Aspekt oder eine Ausprägung von Gier sehen.

    Herzlichst
    Kerstin Hoffmann

Kommentare sind deaktiviert.